Beobachtung von Cygnus A – ein erster Versuch

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technik
milchstraße
Autor:in

Klaus Henning

Veröffentlichungsdatum

17. April 2025

Beobachtung von Cygnus A – ein erster Versuch

Eines unserer Projekte im letzten Jahr war es, die Radiogalaxie Cygnus A zu beobachten. Bis dahin hatten wir nur zwei Kontinuumsquellen, die Sonne und den Mond, detektiert – Cygnus A war Neuland für uns. Zum Einsatz kam unsere 180 cm große C-Band-Schüssel mit einem Loop-Feed für 1420 MHz. Als LNA nutzten wir einen Sawbird+H1, der Empfänger war ein Nooelec NESDR Smartee. Die Aufzeichnung erfolgte mit ezCOL aus der ezRA Suite, die Datenverarbeitung und Integration übernahmen wir mit MS Excel. Die Beobachtung haben wir an der Archenhold-Sternwarte durchgeführt. Wir richteten die Antenne auf eine Rektaszension von 41° aus und nahmen insgesamt 19 Transits bei einer Frequenz von 1425 MHz bei einer Bandbreite von 2 MHz auf. In den Daten konnten wir tatsächlich im erwarteten Zeitraum einen Anstieg des Signalpegels beobachten:

Die Transitkurven waren jeden Tag um 4 Minuten versetzt, ein klarer Beweis dafür, dass wir es mit einem Signal zu tun hatten, das seinen Ursprung außerhalb der Erde haben musste. In den einzelnen Transitkurven war das Radiosignal nur schwach zu erkennen, doch wir haben die einzelnen Transitkurven zusammengefasst und eine Mittelwertbildung vorgenommen. Mit jeder weiteren integrierten Kurve wurde das Signal deutlicher. Das Ergebnis war eine Summenkurve, in der sich Cygnus A und Cygnus X klar voneinander abheben:

Der kleine Buckel auf der linken Seite stammt von Cygnus A, der Hauptpeak stellt die kombinierte Strahlung beider Quellen dar. Unsere Antenne besitzt bei 1425 MHz eine Strahlbreite von etwa 9°. Obwohl Cygnus A und X nur rund 4° voneinander entfernt sind, lassen sie sich dennoch als getrennte Quellen identifizieren. Der Grund dafür: Cygnus X ist keine Punktquelle, sondern eine ausgedehnte Sternentstehungsregion mit etwa 10–12° Ausdehnung. Obwohl die Radiogalaxie Cygnus A eine deutlich höhere Radiohelligkeit besitzt, trägt das Sternentstehungsgebiet Cygnus X durch seine größere Flächenausdehnung wesentlich zur Summenkurve bei. Cygnus X ist im optischen Bereich nicht sichtbar – die wahre Struktur dieser riesigen Sternentstehungsregion zeigt sich erst mit einem Radioteleskop, oder mit einem Infrarotteleskop, mit welchem man jedoch wegen der absorbierenden Wirkung der Erdatmosphäre nur im Weltraum beobachten kann. Im Folgenden ist ein Radiobild der Region mit Cygnus A und Cygnus X zu sehen. Es stammt aus dem Allsky Survey bei 408 MHz und kann auf der Website von SkyView unter https://skyview.gsfc.nasa.gov/ heruntergeladen werden.

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